Saigon bis Bangkok

Veröffentlicht auf von karin-lukas-auf-reise

Am 23. März ging die Reise Richtung Mekong Delta. Mit einem komfortablen Minibus und genügend Platz ging es in das riesige Mündungsgebiet des Mekongs, die Fahrt dauerte beinahe 4 Stunden. Auf dem Weg machten wir in Saigon noch einen Zwischenstopp im Kolonialviertel und beim Kriegsmuseum, wo einem die Gräuel des Vietnamkriegs und vor allem des Entlaubungsmittels „Agent Orange“ vor Augen geführt wurden, an dessen Folgen die Menschen heute noch zu leiden haben (in einigen Gegenden werden auch heute noch viele beeinträchtigte Kinder geboren – was einfach unfassbar schlimm ist!). In diesem Krieg wurde wirklich mit Kanonen auf Spatzen geschossen.

 

Im Mekong-Delta wohnen Millionen von Menschen, sie verdienen sich ihren Unterhalt hauptsächlich als Bauern (Reis und Früchte) oder Fischer. Der Mekong ist hier die Ader des Lebens: hier wird gefischt, Kleider gewaschen, gebadet, Waren und Menschen transportiert, aber auch das Abwasser entsorgt – was uns Schweizern, mit unseren klaren Bergbächen doch etwas merkwürdig anmutet. Vor allem wenn man bedenkt, wie viele Nationen genau dasselbe bereits gemacht haben (der Mekong fliesst durch China, Laos und Vietnam). Nicht gerade besonders appetitlich. Und doch schwimmt hier weniger Müll als beispielsweise auf dem Saigon-River. Die Leute scheinen sich hier bewusster, dass er ihre Lebensgrundlage darstellt.

 

Mit einem kleinen Boot und einem lokalen Führer ging es auf zum lokalen Gewerbe, entlang der Kanäle und Flüsse. Zuerst besuchten wir eine Backsteinfabrik, wo Bausteine aus Reisschalen (was ja eigentlich Abfall ist) und Sand aus dem Fluss gebacken werden. Danach ging es weiter zum Mittagessen bei einer von vielen Familien, die sogenannte Homestays (Leben bei der Familie) anbieten. Es gab Fisch, Riesenkrevetten, Reis und Vieles mehr – alles wunderschön dargeboten. In Vietnam treffen sich auf dem Tisch oft Kulinarisches und Kunst. Danach ging es weiter zu einer Fruchtfarm, wo alle möglichen Früchte angepflanzt werden. Weiter ging es zu einem Bonsaigarten, wo auch eine grosse Pytohn-Schlange zu Hause ist, die mutigen konnten sich mit der Schlange ablichten lassen. Wir beliessen es bei einer kleinen Berührung (Karin ganz am äussersten Rande des Schwanzes, obwohl es ausser dem Guide niemand zugeben wollte, fühlte sich dieser ölig an, irgend ein besonderes Sekret, dass sie nicht immer abgeben) ;-)

 

Nach dem Bonsaigarten sollte es eigentlich noch eine kleine Fahrradtour geben, Petrus war jedoch anderer Meinung und öffnete die Regenschleusen und es schüttete die nächste Stunde wie aus Kübeln. Lukas war froh, blieb uns keine Zeit mehr für die Fahrradtour, was seine Schweissdrüsen bestimmt wieder zu Überstunden gepeinigt hätte, und wir machten uns per Barke auf zu unserem Nachtlager, einem privaten Homestay (Massenlager-Deluxe).


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Unser kulinarisch unerschrockener Italiener äusserte schon am Morgen den Wunsch eine Schlange zum Nachtessen serviert zu bekommen. Hund hat er übrigens in Hanoi bereits gegessen – wirklich ein hartgesottener Kerl! Die gastfreundliche Familie liess diesen Wunsch natürlich nicht unerfüllt, jedoch lebte die Schlang bei unserer Ankunft noch, was Karin dann doch ein klein wenig nervös machte. Scheinbar ist es gut für die Gesundheit und Potenz das frische Schlangenblut zu trinken und das, noch pochende, Herz der Schlange zu schlucken. Gesagt, Getan unser Allesfresser Pierre enthauptete die Schlange, genehmigte sich ein Schluck Schlangenblut mit Reiswein und nahm sich auch noch dem Herz an. Zum Nachtessen wurde dann die gekochte Schlange serviert und Lukas hat sich auch zwei Stücke gegönnt. An Schlangen ist nicht sehr viel Fleisch, eigentlich isst man mehr Haut als Fleisch und es schmeckt auch nicht so lecker, dass man nicht mehr darauf verzichten möchte. Schlange ist geschmacklich irgendwo zwischen Kaninchen und Poulet anzusiedeln, nur sehr zäh.

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Die Nacht war nicht sehr erholsam, unsere Unterkunft war auf eine Seite hin offen und natürlich gab es keine Klimaanlage, das Gewitter hatte für eine kleine Abkühlung gesorgt aber die Temperatur fiel nicht unter 25° bei einer gefühlten Luftfeuchtigkeit von 90%. Und natürlich mussten die Hähne zwischendurch Präsenz markieren und kaum hatte das Morgengrauen eingesetzt, war an ein schlafen nicht mehr zu denken, da jetzt alle Hähne um die Wette krähten. Die dringend nötigen Moskitonetze über dem Bett verleihen der Unterkunft ein bisschen Prinzessinnen-flair, was aufgrund der angriffslustigen Insekten aber auch dringend nötig war.

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Die Nacht war jedoch immer noch erholsamer als der Übernacht-Bus. Nach einem frühen Frühstück ging es weiter mit dem Boot zum schwimmenden Markt, wo die Bauern ihre Produkte von den Booten aus an den Mann bringen. Zum Abschluss besuchten wir noch eine kleine Süssigkeiten-Fabrik, wo Kokosnuss-Caramel und Pop-Reis (Reiswaffeln) hergestellt werden. So ging diese eindrückliche und schöne Reise ins Mekong-Delta zu Ende und mit dem Büsli ging es zurück nach Saigon wo wir am Mittag eintrafen. Dieser Trip war etwas vom schönsten, was wir in Vietnam erlebten. Die Gastfamilie war überaus freundlich und bemühte sich nach Kräften, damit wir uns wie Zuhause fühlten.

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Für den Nachmittag organisierte uns Luang (unser Guide) eine Rikscha-Tour durch Saigon zu einem lokalen Markt (wo es alles Mögliche und Unmögliche zu kaufen gibt), zu einem Tempel und zum Motorradmarkt, wo man sich jegliche Ersatzteile kaufen kann. Das hätte Karins Bruder, Bernhard, sehr gefallen!!!

 

Am Abend trafen wir auf unseren neuen Tourguide, der uns von Saigon nach Bangkok führen wird. Sein Name ist Brian, er ist Amerikaner aus New York und er spricht gerne und viel. Als Vietnam-Abschluss hatten wir uns noch mit Luang zum Karaoke-Singen verabredet. Überall gibt es in Vietnam Karaoke-Lokale, sie scheinen sehr beliebt zu sein. Man mietet sich einen privaten Raum mit Fernseher und kann aus hunderten von Titeln auswählen, so schmetterten wir einen Hit nach dem anderen durch den Raum. Erstaunlicherweise war sogar ein Hit von DJ BOBO im Repertoire. Karin fühlte sich aber nicht im Stande einen Hit zu rappen, den sie schon Jahrzehnte nicht mehr gehört hatte (kleine Notiz: man sollte unbedingt öfter DJ BOBO hören!). Um Mitternacht konnten wir uns aber nicht länger auf den Beinen halten und fielen todmüde ins Bett.

 

Am 25. März hiess es Abschied nehmen von Vietnam und auf nach Kambodscha. Nach 6-stündiger Fahrt und einem abenteuerlichen Grenzübertritt (weder Gebäck-Durchleuchten noch Temperaturmessen sind wir Europäer uns an einem Grenzübergang auf dem Landweg nicht gewohnt) erreichten wir Phnom Penh, die Hauptstadt Kambodschas. Man merkt sofort dass es Kambodscha Wirtschaftlich noch nicht so gut läuft wie Vietnam. Die Preise sind noch niedriger und es gibt verglichen mit Vietnam viele Kinder die betteln und versuchen kleine Souvenirs zu verkaufen. Dank der Hilfe der Weltbank ist Bildung in Kambodscha im Vergleich zum Kommunistischen Vietnam aber gratis. Man sieht auch des Öfteren Opfer von Landmienen, die leider auch heute immer noch zu beklagen sind, nach Jahren des Bürgerkriegs. Das gemeinsame Gruppenessen liessen wir aus und skypten dafür mit der Heimat.

 

Eine Gruppenreise ist wirklich ganz etwas anderes, als allein zu reisen. Wir geniessen es, so viele Angebote unterbreitet zu bekommen, immer bestens informiert zu sein und uns um wenig kümmern zu müssen. Im Gegenzug dazu heisst es aber auch immer viele Menschen zu „ertragen“, auf die man sich vielleicht nicht freiwillig über so lange Zeit einlassen würde. Zwei besondere Exemplare sind da unsere beiden 65-Jährigen Canadierinnen. Wirklich nette Damen, aber so etwas von unselbständig, dass wir uns alle immer wieder köstlich darüber amüsieren können. Sie wissen nie, wann und wo der nächste Treffpunkt ist, gehen ständig verloren, stellen immer die unnötigsten Fragen, geben hirnrissige Kommentare ab, können sich nie entscheiden und bereuen anschliessend ihre mühsam gefällten Entscheidungen sowie sind nicht im Stande einen Geldautomaten zu bedienen. Sie gehen sich mittlerweile sogar gegenseitig auf den Kecks. Die nächste Reise wollen sie aber auf eigene Faust unternehmen. Na dann, Mahlzeit! Lukas würde gerne als Fliege mitreisen, um sich ein wenig zu belustigen. Übrigens ist die, zwar etwas gescheitere, aber noch müsamere der beiden Lehrerin. Sie erfüllt ALLE Vorurteile, die Leute hegen, die keine Lehrer mögen ;-)

 

Am Morgen des 26. März hiess es wieder früh aufstehen, schliesslich wollte Phnom Penh besichtigt werden. Der Morgen bot schwer verdauliche Kost mit der Befassung der Terrorherrschaft der roten Khmer, die Kambodscha nach dem Ende des Vietnamkriegs und dem Abzug der Amerikaner von 1975 bis 1979 beherrschten und einen Genozid von unvorstellbaren Ausmassen verübten, Familien wurden getrennt, Kinder nach der Geburt in Zentren gesteckt, die Hauptstadt evakuiert, politische Gegner und die geistige Elite ohne Skrupel gefoltert und liquidiert. Unser lokaler Guide für diesen Morgen hat diese Zeit als Kind selber miterlebt und selber Familienangehörige verloren. Wir besuchten eine Gefängnisanlage, die früher eine Schule war und besichtigten auch die Killing Fields ausserhalb der Stadt, wo die Gefangenen ihre eigenen Massengräber ausheben mussten, ehe sie brutal hingerichtet wurden. Alleine in diesen Massengräber fanden 8'000 Menschen ihren Tod. Erst als 1992 die UN einschritt und für Stabilität sorgte beruhigte sich die Lage im Land. Was geblieben ist sind die Minenfelder und die grausamen Erinnerungen der Opfer.

 

Nach diesem Morgen fiel es schwer die Stimmung wieder zu heben. Wir sahen uns trotz allem noch das nationale Museum an, in welchem hunderte von Buddhastatuen aus Ankor Wat vor der roten Khmer in Sicherheit gebracht wurden. Danach machten wir uns auf zum Königspalast, der einfach wunderschön anzusehen ist und gewisse Ähnlichkeiten mit demjenigen in Bangkok hat. Trotz seiner tragischen Vergangenheit mit Kolonialherrschaft, Vietnamkrieg und Bürgerkrieg gefällt uns Kambodscha eigentlich besser als Vietnam, die Leute sind herzlicher und teilweise weniger aufdringlich (oder einfach noch bedürftiger, was es rechtfertigt) und die Tempel gefallen uns besser, sie sind filigraner und zahlreicher vorhanden.

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Am 27. März ging die Reise weiter mit dem ÖV (Car), ganze 6.5 Stunden dauerte die Reise nach Siem Reap. Unter häufigem Gehupe und unzähligen Überhohlmanöver meisterte der Chauffeur die nicht immer einwandfreie Strasse mit Bravour. Nach einer kurzen Erfrischung machten wir uns auf zum Nachtessen, wir verköstigten die lokale Spezialität Amok (einer Art Curry mit Kokosnussmilch und Reis) dazu gab es traditionelle Musik und Tanz.

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Der 28. März, Monat 3 unserer Reise, stand ganz im Zeichen der historischen Tempelanlagen um Ankor Wat, nur 20min ausserhalb der Stadt. Wir entschieden uns den Sonnenaufgang bei der Tempelanlage zu geniessen. Das hiess aber auch Abfahrt um 4:45, das Aufstehen fiel nicht sehr leicht, doch wir schleppten uns in den Bus und machten uns auf zum Tempel. Zum Glück waren wir von den Ersten und konnten uns ein Platz in der ersten Reihe sichern. Natürlich wollten sich das Spektakel noch hunderte anderer Touristen ansehen. Es gibt vermutlich spektakulärere Sonnenaufgänge mit weniger Publikum, doch die Kulisse ist schon Einzigartig. Danach ging es fürs Morgenessen in eines von zahllosen Restaurants ausserhalb der Tempelanlage und mit dem Minibus fuhren wir 4 weitere Tempelanlagen (unter anderem den Filmschauplatz aus Tomb Raider) und den ehemaligen Königspalast an. Die Anlagen sind riesig und müssen in ihrer Blütezeit umwerfend ausgesehen haben. Wir konnten uns kaum satt sehen an all diesen gemeisselten Details und Verzierungen. Als die Nachmittagshitze nahezu unerträglich wurde, ging es zum späten Mittagessen und anschliessend zurück ins Guesthouse. Die unerschrockenen warteten auf den Sonnenuntergang, wir legten uns für ein Stündchen ins Bett.

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Am Abend besuchten wir ein Weisenhaus, das uns unser Guide wärmstens empfahl. Dort leben Kinder mit Behinderungen, solche, die aus zu kinderreichen Familien kommen, Scheidungs- und Waisenkinder. Da die Organisation ACODA weder vom Staat noch von irgendwelchen Organisationen unterstützt wird, machen sie durch eine Tanzshow auf sich aufmerksam. Mit dem Kambodschanischen APSARA Tanz werden zum einen die Kinder musikalisch gefördert und ihnen Kunst und Kultur vermittelt, andererseits können damit Sponsoren für die Organisation oder einzelne Kinder gewonnen werden. Die Show war sehr gut und man merkte, dass die Kinder es lieben aufzutreten, es ist ihr Beruf und ihr Hobby.

Da wir uns schon seit der Ankunft in Kambodscha überlegt haben, uns einem Patenkind von hier anzunehmen, hat uns diese Möglichkeit, die hier geboten wird, besonders angesprochen. So vereinbarten wir einen Termin zum Unterrichtsbesuch am nächsten Morgen. Gemeinsam mit der ganzen Gruppe gingen wir zum Abendessen. Anschliessend ging es schnurstracks zu Bett. Das war ein Tag!

 

Der Unterrichtsbesuch am 29. März beeindruckte uns sehr. Hier unterrichten viele Freiwillige und investieren ihr Können und Herzblut. Karin hatte gerade wieder etwas stärker das Bedürfnis auch wieder mal vor ihrer Klasse zu stehen... Im Einzelunterricht mit einer Australierin lernten wir ein Mädchen kennen, deren Mutter sich einen Job als Nanny in dieser Unternehmung gesichert hatte, was ihr und ihrem Bruder die Möglichkeit gab, anstatt auf der Strasse auch bei ACODA in der Orphanage zu leben. Falls dieses Mädchen noch keine Paten hat, wird es unser Göttikind.

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Wer helfen möchte kann sich hier informieren: http://www.acodo.org

Hier wird das Geld nicht für Werbung oder Administration eingesetzt, sondern kommt voll und ganz den Kindern zu gute.

 

Den Rest des Tages liessen wir ruhig angehen (für einen Tag auf einer geführten Reise): Hornhaut-Abknabbern lassen in einem Fischbecken, Ganzkörpermassage und eine Sunset-Quadtour, von der wir uns versprachen einige tolle Fotos vom Landleben Kambodschas machen zu können. Das fehlte uns nämlich bisher noch, da man aus dem Bussen so schlecht fotografieren kann.

 

Kambodscha ist nämlich noch viel ursprünglicher als Vietnam: die Leute leben teilweise mit ihren Häuser, die auf Stelzen stehen, halb im Dschungel. Sie fahren mit Ochsenkarren auf den Strassen. Unser Guide hat uns in Ankor Wat ein Bild gezeigt von einer Schlange, die gerade ein ganzes Kalb gefressen hatte, er konnte das Schauspiel knipsen, bevor die Dorfbevölkerung sowohl die Schlange als auch das Kalb gegessen haben – so etwas gibt es in Kambodscha wirklich noch.

 

Die Quadtour war super aber staubig. Natürlich sind die Strassen abseits der Hauptverkehrsader nicht befestigt und der letzte Regen viel wohl vor langer Zeit. Überall kamen die Kinder zu springen und winkten uns zu während wir zwischen den Reisfelder und Häuschen hin durchfuhren.

 

Den 30. März verbrachten wir im privaten Büsli von Siem Reap nach Bangkok. Die Reise dauerte ganze 10 Stunden und wir waren froh als wir es endlich geschafft haben. Nun werden wir sehen wo es uns noch hin verschlägt in Thailand, ehe es dann schon bald bald wieder nach Hause geht :-)

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